Bruno Hertle – Wenn er Arbeit sieht ist er da

VonThomas Junker

Bruno Hertle – Wenn er Arbeit sieht ist er da

Aus der Serie „Die stillen Helfer“ im Offenburger Tageblatt über Menschen, die sich weit übers übliche Maß für andere einsetzen und dabei gerne im Hintergrund bleiben möchten

Bruno Hertle (72) spielte nicht nur jeweils zehn Jahre in der 1. Mannschaft und bei den Alten Herren, er sorgt vor allem bis zum heutigen Tag dafür, dass vor únd auf dem Sportgelände des SVB weder Glasscherben noch sonstiger Unrat liegen bleibt. Damit hat er einen vor vielen Jahren gefassten Vorsatz in die Tat umgesetzt. Beim Besuch eines Fußballspiels in einer südlicher gelegenen Ortschaft störte er sich an umherliegenden Glasscherben und Abfall. Dieses Schlüsselerlebnis führte zu seinem Vorsatz, nach Eintritt in das Rentenalter dafür zu sorgen, dass solch ein Zustand  bei seinem Heimatverein SVB nicht anzutreffen wäre. Dieses Vorhaben hat er umgesetzt und ist daher fast täglich auf dem Sportgelände anzutreffen.

Sein Arbeitseinsatz für den SVB in den letzten Jahrzehnten dürfte 1.000 Stunden weit übersteigen. Allein beim Um- und Ausbau des Vereinsheims war er einer der zuverlässigsten Kräfte, die ehrenamtliche Arbeit leisteten. Daher wurde er beim 70. Vereinsjubiläum im Jahr 2016 von Präsident Robert Harter auch eigens für 216 nachgewiesene Arbeitsstunden geehrt. Seither erhöhte sich sein ehrenamtliches Stundensaldo durch den weiteren Ausbau im Untergeschoss des Vereinsheims sowie ganz aktuell bei der Verkabelung der neuen Flutlichtanlage für das schon bestehende Rasenfeld oder das Setzen von Randsteinen und Betonröhren für die Fangnetzmasten in ganz neue Dimensionen. Er freut sich aber, dass er mit einem Stamm von weiteren zuverlässigen Helfern dem Verein zusätzlichen Kostenaufwand ersparen kann. Bei aller Liebe zur ehrenamtlichen Tätigkeit weiß der treue Vereinsunterstützer dennoch um die fachliche Begrenztheit dieses Engagements. Aus Gewährleistungsgründen müssten Elektro- oder Sanitärarbeiten den entsprechenden Fachleuten und Fachfirmen überlassen bleiben. Wenn beim Clubhausumbau abends bis 22.00 Uhr Zwischenwände hochgezogen wurden, dann war Bruno am andern Morgen vor Ort und sorgte für „klar Schiff“. Auch wenn der überzeugte Vereinsmensch seit Jahren unablässig im Hintergrund für seinen SVB arbeitet, war die Übernahme eines Vorstandsamtes seine Sache nicht. Sohn Ralf dagegen hat aktuell das Amt des SVB-Schriftführers inne.

Vor seiner Vereinstätigkeit als Allroundwaffe war der immer noch sportlich wirkende Mann über sieben Jahre als Trainer für die Vereinsjugend aktiv. Auch wenn er nun nicht mehr als Trainer arbeitet, ist für ihn die Jugendarbeit die Zukunft des Vereins schlechthin. Er weiß allerdings auch, dass man die Kinder und Jugendlichen heute anders ansprechen müsse, als es noch vor Jahrzehnten häufig der Fall war. Es genüge nicht, den Nachwuchs einfach über das Feld zu scheuchen. Hier brauche es auch viel psychologisches Einfühlungsvermögen. Allerdings erwartet er von den angemeldeten Kindern und Jugendlichen, dass sie zumindest bis zum Ende der Spielrunde durchhalten und nicht einfach unter dem Jahr wegbleiben. Hierbei sieht er auch die Eltern in der Pflicht. Er ist dankbar, dass der Verband immer wieder entsprechende Kurse für die Weiterbildung der Trainer anbietet.

Wenn für einen Menschen die Bezeichnung „stiller Helfer“ zutrifft, dann ganz bestimmt für den Mann aus der Schwarzwaldstraße. Er kommt, wenn er gebeten wird. Er kommt, wenn er Arbeit sieht.  Zudem ist er bei all seinem Einsatz gänzlich uneitel. Niemals würde er wegen einer beabsichtigten oder eingebildeten Kränkung  „den Bettel hinwerfen“, sich zurückziehen oder gar den Verein verlassen. Vielmehr identifiziert er sich vollkommen mit seinem Heimatverein und hofft auf eine gedeihliche Zukunft, auch wenn er sich vorstellen kann, dass eines Tages eine Spielgemeinschaft mit einem benachbarten Fußballverein eingegangen werden müsse.

Auch wenn er viel Erfahrung ringsum die Vereinsarbeit aufweisen kann, akzeptiert dennoch andere Sicht- oder Herangehensweisen. „Man muss sich anpassen.“ Bei wesentlichen Entscheidungen sollte man sich nicht vorschnell festlegen und die Angelegenheit lieber eine Nacht überschlafen.  Eigentlich könnte er es sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin in seinem Garten und seiner Terrasse mit Blick nach Bermersbach  gemütlich machen. Doch das ist seine Sache nicht. Er muss aktiv sein. Im Sportverein genießt er es sehr, mit jungen Leuten  Kontakt zu pflegen. Daher gibt es für ihn in seiner ehrenamtlichen Arbeit auch keine Altersgrenze. „Solange es gesundheitlich geht, mache ich das.“ 

Zudem ist er mittlerweile als Ältester auch noch in der Narrenzunft aktiv und nimmt sehr gerne mit den anderen Knerblihexen an Fasnachtsumzügen teil. Die Liebe zur Fasnacht wurde ihm quasi in die Wiege gelegt, war doch sein Vater Franz ebenfalls bis ins hohe Alter ein eingefleischter Fasnachtsnarr und als Unterhaltungsoriginal weithin bekannt.

 Auch wenn der Vater zweier erwachsener Söhne viel Zeit für den SVB aufbringt, so ist es nicht so, dass er sonst keine Hobbys hätte. Auf dem Gelände des Elternhauses in der Talstraße hält er Hasen, Hühner, Schafe und Ziegen. Wie zum Sportplatz so fährt er auch dorthin jeden Tag mit dem Fahrrad. Nur wenn es etwas Sperriges zu transportieren gilt, dann hört man ihn mit seinem mittlerweile 55 Jahre alten Einachserdiesel über die Talstraße tuckern. Das rote Erbstück von seinem Vater Franz Hertle leistet auch auf dem Vereinsgelände des SVB seine zuverlässigen Dienste, wenn es gilt, allfälliges Schnittgut in die benachbarte Deponie der Gemeinde zu verfrachten.

Das Fahrrad aber hält den Zweiundsiebzigjährigen kontinuierlich fit. Schon seinen letzten Arbeitsplatz bei der Firma Knauer in Biberach hat er sechzehn Jahre lang täglich bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad angefahren. Hatte er Spätschicht, so ist er oftmals zuvor noch 100 km mit dem Rennrad durch die Gegend gebraust. An den Radevents Schwarzwaldmarathon, Mailand –San Remo, Alta Badia und dem Dreiländergiro Deutschland-Österreich-Schweiz hat er zusammen mit Freunden schon mehrfach teilgenommen. In den aktivsten Jahren kamen pro Jahr ca. 8.000 Trainingskilometer zusammen. „Wer stetig die Pedale tritt, bleibt bis ins hohe Alter fit“ könnte ohne Einschränkung sein Fitnessmotto sein. Mittlerweile hat er sein Rennrad allerdings verkauft und beschränkt sich auf sein praktisches Alltagsrad.

Bruno Hertle wurde am 2.10.1947 geboren, ist Vater zweier erwachsener Söhne und lebt mit seiner Lebensgefährtin Gerlinde Gengenbacher in der Schwarzwaldstraße. Er erlernte den Beruf des Metzgers, arbeitete in der Schweiz, zweiundzwanzig Jahre bei Edeka Offenburg und die letzten sechzehn Jahre bis zur Rente bei der Firma Karl Knauer in Biberach.

Quelle: Offenburger Tageblatt, Text Erich Fakler

 

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