Bericht über Präsident R. Harter im Rahmen der OT-Serie „I love Ortenau“

VonThomas Junker

Bericht über Präsident R. Harter im Rahmen der OT-Serie „I love Ortenau“

Unermüdlicher Werber für ein lebendiges Vereinsleben

In der Serie „Ortenauer Originale“ porträtiert das Offenburger Tageblatt Menschen mit dem gewissen Etwas.

Robert Harter aus Berghaupten engagiert sich in zahlreichen Vereinen.

Ruhe ist für den umtriebigen 66-Jährigen trotz eines Schicksalsschlags ein Fremdwort.

Vereine sind für Robert Harter aus Berghaupten eine wesentliche Triebfeder für ein intaktes Dorfleben. Als Mitglied von sieben Vereinen und Vorsitzender des CDU-Ortsvereins ist der 66-jährige gelernte Industriekaufmann ein authentisches Beispiel dieser Lebensphilosophie. Dies umso mehr, als er zusätzlich zu seiner politischen Arbeit in der CDU-Fraktion des Gemeinderats auch in drei Vereinen zu den tatkräftigen Machern zählt.

Mit künstlichem Hüftgelenk noch immer in der 1. Mannschaft aktiv
Allen voran gilt dies für den SV Berghaupten. Dort fungiert er seit 2014 als Präsident. Unter seiner Führung erfolgte nicht nur der Aus- und Umbau des alten Clubhauses zu einem modernen Vereinsheim, sondern zum 75-jährigen Vereinsjubiläum auch die Umgestaltung des Hartplatzes in einen Rasenplatz. Zudem spielt er mit über sechs Lebensjahrzehnten und einem künstlichen Hüftgelenk bei seinem geliebten TTC noch in der 1. Mannschaft. Und seit er im Jahre 2007 diesen Verein als Nothelfer aus einer prekären finanziellen Schieflage befreien konnte, versieht er dort auch das Amt des Kassiers.

Ruhe ist ihm ein Fremdwort
Ruhe scheint für den umtriebigen Mann aus der Lindenstraße ein absolutes Fremdwort zu sein, denn beim Skiclub Berghaupten spielt er ebenfalls noch sehr erfolgreich in der Seniorenmannschaft der Herren. Auch wenn ihm und seiner Frau Bärbel der tragische Unfalltod seiner jüngsten Tochter im Jahre 2005 schier den Boden unter den Füßen weggezogen hatte, verlor die Familie mit Sohn und Tochter den Lebensmut nicht. Rückblickend stellt Harter fest: „Solch ein einschneidendes Erlebnis lehrt einen Bescheidenheit.“
Seit Februar 2021 ist er offiziell in Rente, trotzdem geht er jeden Tag weiter in sein Büro der Lohnsteuerhilfe Baden-Württemberg in der Schulstraße. Dort betreut er weiterhin 400 Mandanten und sieht keinen Grund, diese Tätigkeit zu beenden. 2002 hatte sich Robert Harter als Unternehmensberater und Leiter der Lohnsteuerhilfe selbständig gemacht und war 2003 vom häuslichen Büro in das der Schulstraße gezogen. Er kann Menschen verstehen, die Homeoffice in Pandemiezeiten belastet. Auch er flüchtete damals aus dem häuslichen Trubel in das außerfamiliäre Büro.

Keine leichten Jugendzeiten
In der vorderen Lindenstraße ist er sehr eng vernetzt. Das Familienheim der Harters liegt in direkter Nachbarschaft zum Elternhaus seiner Frau Bärbel. Und Robert selbst ist nur 100 Meter weiter östlich aufgewachsen. Trotzdem kamen die beiden erst 1979 zusammen. Noch während der gemeinsamen Zeit im Kindergarten fürchtete sich die drei Jahre jüngere Bärbel gar vor dem etwas wilden Robert. Bis zu seinem heute vielfach bewiesenen Verantwortungssinn war es aber ein steiler Anstieg aus nicht immer pflegeleichten Jugendzeiten.

Druckerlaufbahn bei Burda schied aus
Ein Jahr vor der Mittleren Reife nahmen ihn seine Eltern wegen faulheitsbedingt schwacher Leistungen vom damaligen Progymnasium Gengenbach. Wegen einer leichten Farbendifferenzschwäche schied die Laufbahn als Drucker bei Burda aus. So ergriff er das Angebot der Brauerei Wagner und startete 1970 die Ausbildung zum Industriekaufmann. Nun war der Ehrgeiz geweckt. Über weitere Ausbildungsstufen wurde er Bilanzbuchhalter und leitete bis zu seinem Wechsel zu Stahlbau Müller im Jahre 1990 die Buchhaltung. Noch bei der Brauerei Mundinger (in die die Brauerei Wagner zwischenzeitlich aufgegangen war) erlebte er den Umstieg auf die EDV und die damit einhergehende Beschleunigung des Wirtschaftslebens. „Früher ging es in den Firmen viel familiärer zu“, konstatiert der 66-jährige Berghauptener rückblickend und meint ergänzend: „Das Internet ist Fluch und Segen zugleich.“
Dass er seit 2014 den SV Berghaupten als Präsident leitet, ist auch der Dankbarkeit gegenüber dem SVB geschuldet. Im Jahr des Unfalltodes seiner jüngsten Tochter spielte sein Sohn Manuel in der 1. Mannschaft. Am Wochenende nach dem Todesfall setzte der SVB seinen Spielbetrieb als Zeichen der Anteilnahme aus. In seinem Dankesschreiben an den SVB kündigte der heute 66-Jährige an, dass er diese noble Geste zu einem geeigneten Zeitpunkt würdigen werde.

Vielfältige Hilfsbereitschaft
Vielfältige Hilfsbereitschaft wurde Harter schon im Elternhaus mitgegeben. Gerne erinnert sich der zweifache Familienvater und Opa zweier Enkel an die Aussage seines verstorbenen Vaters Heribert Harter: „Es gibt nichts Schöneres, als anderen Menschen zu helfen.“ Und dazu gehört ganz wesentlich die Kameradschaft im Vereinsleben. Als guter Tischtennisspieler spielte er von 1979 bis 1981 gegen finanziellen Anreiz bei einem auswärtigen Verein. Doch kehrte er gerne wieder zum TTC Berghaupten zurück. Dort stimme einfach die Kameradschaft, sagt er.
Vom Abstiegskandidaten zur Meistermannschaft
Mit sechzehn Jahren spielte er zum ersten Mal in der 1. Mannschaft. Und er ist heute noch stolz darauf, dass aus einem Abstiegskandidaten eine Mannschaft wurde, die die Meisterschaft feiern konnte. Vom 18. bis zum 28. Lebensjahr spielte er am Sonntagmorgen Tischtennis und am Sonntagnachmittag Fußball für den SVB.
In die politische Verantwortung führte ihn der 2006 im Alter von 70 Jahren verstorbene Heimatforscher Hermann Rapp. 1994 wurde er zum ersten Mal auf der CDU-Liste in den Gemeinderat gewählt und 1999 auch Nachfolger von Rapp als Ortsvorsitzender der CDU.

Freundliche Gemeindeverwaltung
Als Fraktionsvorsitzender der lange Jahre stärksten Fraktion war er viele Jahre Bürgermeisterstellvertreter und lobt aus dieser Erfahrung die Freundlichkeit und Einsatzbereitschaft der Verwaltung. Er weiß daher, dass „nicht immer fair über die Verwaltung gesprochen“ werde. Er zeigt sich sehr dankbar über die Vertretungstätigkeit auf dem Rathaus: „Ich wollte kein Jahr missen.“ Zudem war er sehr überrascht über bis zu vierzig Einladungen zu offiziellen Anlässen für den Bürgermeister einer solch kleinen Gemeinde.

Oft um Nachrufe gebeten
Bei der vor wenigen Wochen erfolgten Beerdigung des hochbetagten Karl Armbruster würdigte der 66-jährige Harter den Verstorbenen. In den vergangenen Jahren wurde der mittlerweile dienstälteste Gemeinderat sehr häufig um Nachrufe gebeten. „Wenn jemand stirbt und ich ihn gut gekannt habe, rede ich gerne.“ Trotzdem musste er einige Male tief durchatmen, wenn ihm ein Tod besonders nahe ging. Das war zum Beispiel beim Begräbnis des jungen Tobias Benz, Sohn von Erika und Erhard Benz von Toplife, oder auch beim Tod von Hermann Rapp 2006 genau ein Jahr nach dem Unfalltod der eigenen Tochter.
Und Harter gesteht: „Wenn ich jemand persönlich gekannt habe, bin ich hinterher kaputt. Doch da ist die Kraft, zum letzten Mal Danke zu sagen, stärker als die Angst, nicht mehr weiter reden zu können.“

Quelle: Offenburger Tageblatt 10. Juni 2021 Autor: Erich Fakler

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